10 Fehler beim Gründen

10 Fehler beim Gründen

April 14, 2022

Inhalt

    Die Gründung deiner Kapitalgesellschaft hat in der Regel den Hintergrund, dich vor Schaden zu bewahren (Haftungsbeschränkung) und beim Erzielen von Erlösen behilflich zu sein. In den meisten Fällen starten Start-ups daher mit einer UG oder GmbH. Die Gründung bedarf der notariellen Form und ist daher zusätzlich zum Kapitalaufwand mit Kosten verbunden. Da ist es nur verständlich, dass viele Gründer sich die Erstellung komplexer Verträge und dazugehörige Beratung sparen möchten. Unverständlich dagegen ist es, dass sie das auch tun, haben Sie doch die Pflicht ihr Business vor Schaden zu bewahren.

    In diesem Artikel soll einmal auf die wichtigsten Punkte hingewiesen werden, die bei der Gründung zu beachten sind. Die Gründung selbst ist einfach und unkompliziert. Man geht zum Notar, dieser liest den Vertrag vor – dazu bietet er ein kostenloses Muster an – jeder unterschreibt, das Ganze wird eingetragen und fertig ist die Gesellschaft. Da man hier wenig falsch machen kann, gehen Gründer oft ohne rechtliche Beratung zu Notar, daneben beraten auch viele Anwälte die „Gründung“ da man auch bei der Beratung wenig falsch machen kann.

    Wenig falsch, aber dafür viel richtig, wenn man weiß, worauf es ankommt! 

    Ziel dieses Artikels ist zu sensibilisieren und aufzuklären und vor einem unaufgeklärten Alleingang zu schützen. Wie oben gezeigt, soll die GmbH Schaden abwenden und Liquidität bzw. den Wert erhöhen. Wie schaut es mit dieser Prämisse jedoch dann mit Blick auf Kostenersparnis und:

    • Steueroptimierung
    • Interner Haftung
    • Interner Streitigkeiten
    • Geldabfluss wegen Abfindungen
    • Geldabfluss wegen Vertragsänderungen
    • Limitierte Finanzierungschancen
    • Hoher Verlust von Anteilen bei Finanzierung
    • Etc.

    aus?

    Darum soll dieser Artikel, sofern es pauschal möglich ist, aufzuzeigen und aufzuklären, worauf auf jeden Fall zu achten ist, und wobei es möglicherweise angebracht ist, den ein oder anderen Experten im Einzelfall zurate zu ziehen.


    FEHLER 1 – KEINE ODER UNVOLLSTÄNDIGE BERATUNG

    Notare beraten nicht, sondern klären auf. Sie sorgen dafür, dass das Vereinbart auch rechtlich möglich ist und niemand der Beteiligten ohne sein Wissen unangemessen benachteiligt wird. Daher ist der Gang zum Notar auch richtig und notwendig, ersetzt allerdings keine Beratung.

    Die wenigsten Steuerberater gestalten aktiv mit und die meisten Anwälte verstehen die steuerlichen oder finanziellen Bedeutungen und Auswirkungen vieler frühzeitiger Weichenstellungen nicht. Das Gesellschaftsrecht folgt dem Steuerrecht, IP-Transaktionen und der Schutz des geistigen Eigentums folgen dem Gesellschaftsrecht und dem Steuerrecht, Beteiligungsformen folgen dem Steuerrecht und dem Gesellschaftsrecht und alles folgt dem Venture Capital mit Blick auf etwaige Exits. Es ergibt sich also, bei allen Schritten stets gut beraten zu sein. 

    Als Gesellschafter und Geschäftsführer hat man darüber hinaus auch die Pflicht, Schaden von der Gesellschaft abzuwenden, weswegen es zwingend ist, einen Berater an der Hand zu haben. Mit Blick aber auf die Wertsteigerung des Start-ups und die Wertsteigerung der Anteile, bietet es sich an, einen Berater zu suchen, der sich mit dem gesamten Prozess auskennt, also der weiß, was die Gründer sowohl bei Finanzierungsrunden als auch beim Exit erwartet, um frühzeitig die Weichen zu stellen.


    FEHLER 2 – KEINE GEDANKEN ÜBER EINE HOLDING

    Es soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass immer (!) eine Holding sinnvoll sein kann. In den meisten Fällen aber ist sie es. Da man nachträglich in der Regel eine Holdingstruktur jedoch nur noch mit Kostenaufwand aufsetzen kann, solltest du davor zumindest einmal darüber nachdenken und dich informieren. Denn in aller Regel dient die Holding dazu, dass du auf deine Veräußerungserlöse nur 1,5 % Steuern bezahlst, statt etwa 27 %. Mehr zur Holding findest du hier.


    FEHLER 3 – GRÜNDEN MIT MUSTERPROTOKOLL 

    Um 500 € bei der Beurkundung zu sparen, starten Gründer häufig mit dem Musterprotokoll, statt einer ordentlich ausgearbeiteten Satzung und vergessen dabei, dass wichtige Spielregeln für das Miteinander außenvorbleiben. Dies kann bei mangelnder Beschlussfassung zum Stillstand der Gesellschaft führen, zu Liquiditätsabfluss beim Ausscheiden eines Gesellschafters, oder einfach dazu, dass dein Co-Founder bei einem Streit seinen Geschäftsanteil ohne Weiteres an deine Ex-Freundin oder Ex-Freund verkaufen kann und du dann mit dieser Person das Business weiterführen muss. 

    Vermeiden kann man dies mit einer individuell ausgearbeiteten Satzung, die die Spielregeln festlegt. Wichtig hierbei ist jedoch die Beratung und Abstimmung auf euren Einzelfall. Mehr zur individuellen Satzung findest du hier.


    FEHLER 4 – SHARES ERST SPÄTER REGELN

    Oft läuft es so: Zwei von drei Gründer gründen die Gesellschaft und legen los. Der 3. Co-Founder bleibt erstmal (aus welchen Gründen auch immer) aussenvor, denn: „Das mit den Shares können wir ja auch noch später regeln“. 

    „Später“ heißt, die Company ist erfolgreich und hat eine gewisse Wertsteigerung erreicht. Um dann an Bord zu kommen, musst du die Anteile entweder zum Marktpreis kaufen, oder als Schenkung versteuern. Da du dir idR aber weder Kaufpreis noch Schenkungssteuer leisten kannst (oder willst) landest du - bis auf wenige Ausnahmen - mit allen späteren Mitarbeitern zusammen im Mitarbeiter-Pool. Und deswegen solltest du dich gleich von Anfang mit an der Gesellschaft beteiligen oder entsprechende Optionsrechte vereinbaren.


    FEHLER 5 - GEMEINSAME HOLDING 

    Du solltest stets deine eigene Holding haben: Die Gründungsgesellschafter gründen eine gemeinsame Holding und dann die operative Company. Das führt später bei Beteiligungsvereinbarungen zu Schwierigkeiten, denn Investoren wollen ein sog. „Vesting“ der einzelnen Gründer. Was aber bei einer gemeinsamen Holding nicht ohne weiteres möglich ist. Darüber hinaus möchtest du mit deinem risikoaversen Co-Founder zwar dein Business aufbauen, aber später die Holding-Vorteile alleine genießen. Vor allem bei späteren Investitionen keine Diskussionen führen, ob und wie aus der Holding investiert wird. 


    FEHLER 6 - TIMING

    Du solltest rechtzeitig gründen und dich früh genug um dein Setup kümmern. Denn in der regel legen die Gründer los, bauen ihr Produkt oder MVP auf und rechtlich gegründet wird dann später. Auch hier gilt: „Später“ heißt, das Produkt wurde außerhalb der Gesellschaft entwickelt und muss da jetzt „irgendwie wie“ in die Gesellschaft rein. Das schafft man meistens nur mit einer Übertragung, die in aller Regel steuerpflichtig ist, und weitere Probleme wie Urheberschaft und IP Übertragung mit sich bringt, die idR mit Kosten verbunden sind. Deswegen entwickle dein Produkt innerhalb der Gesellschaft, dann sparst du dir diese Kosten. Denn sind wir ehrlich, das war es doch eigentlich, was du mit der späteren Gründung bezwecken wolltest.


    GRÜNDER - FEHLER 7 - BERATER

    Du solltest deine Berater und Unterstützer stets mit Bedacht auswählen:

    Da am Anfang wenig Geld da ist, nehmen Unternehmensberater idR Anteile für die Unterstützung mit Businessplan, Finanzplan oder beim Fundraising, was auch absolut in Ordnung ist, da hier frühzeitig wertvoller Input kommt. Das führt aber dazu, dass diese dauerhaft an der Gesellschaft mit beteiligt sind, was wiederum kein Problem darstellt, wenn auch regelmäßige Mitarbeit erfolgt. Ist jedoch der Input eher initiativ gelagert, dann solltest du schauen, dass du diese mit BuyOut Klauseln auch wieder aus der Company bekommst - natürlich mit entsprechender Kompensation. Denn ein passiver Gesellschafter mit zu viel Rechten und ein nicht geordnetes CapTable schreckt regelmäßig Investoren ab.


    FEHLER 8 – KEIN VESTING

    Du dich bei der Wahl deiner Co-Founder absichern: 

    In Ermangelung hinreichender Auswahl, nimmt man oft die erste Möglichkeit, ohne darauf zu achten, ob beim Mitgesellschafter auch wirklich die notwendige Qualifikation, Motivation und Kommittent vorhanden sind. Auf Founder‘s-Level müsste ihr aber regelmäßig harte Business-Entscheidungen treffen, die nicht für jedermanns Tempo oder Verständnis passen. Genau dafür gibt es aber Vesting Vereinbarung, eine Art Probezeit, um sich die Anteile erst nach und nach zu verdienen. Denn damit bekommt ihr einen Querulanten auch wieder aus der Gesellschaft, bevor er das Business blockieren kann.


    FEHLER 9 - MARKENANMELDUNG 

    Du solltest dich frühzeitig um deine Markenanmeldung kümmern:

    Company-Name und Produktname stehen zeitnah fest und mit Focus auf Wachstum geht der Markenschutz dann eher unter. Oder vlt. wurde die Marke sogar anfangs eingetragen, aber auf einen der Co-Founder und nicht auf die Company registriert. Im 1. Fall führt das dazu, dass jeder - auch deine Konkurrenz - deine Marke verwenden, oder sie sich schützen lassen kann. Im 2. Fall dazu - wie bei Fehler Nr.6 - dass du die Wertsteigerung in die Company bringen musst. In beiden Fällen können wir Anwälte das zwar rechtlich lösen, aber dafür zahlst du unsere Opportunitätskosten, die du dir eigentlich sparen könntest.


    FEHLER 10 - RECHTSFORM

    Du solltest mit der richtigen Rechtsform starten:

    Da am Anfang meist kein Rat da ist, starten Gründer irgendwie, ohne sich Gedanken um die richtige Struktur zu machen. Meist mit einer GbR oder UG. Dabei kommt es nicht darauf an, was geht schnell, was ist günstig, was machen die Bekannten und was klingt gut, sondern was hilft dir als Unternehmer, deine Produkte, deine Dienstleistung an den Markt zu bringen und dabei Themen Haftung, Finanzierung und Steuer zu optimieren. Denn du machst das Ganze als Unternehmer, um Geld zu verdienen und um Geld zu sparen. Dann starte von Anfang an richtig, um Kosten und Umstrukturierungen zu vermeiden.

    Foto von Daniel Donhauser

    Über den Autor

    Rechtsanwalt Daniel Donhauser berät mit Schwerpunkt im Gesellschaftsrecht, Arbeitsrecht und Steuerrecht. Sein besonderer Fokus liegt auf der Optimierung und Gestaltung von VC und M&A Transaktionen. Durch seine Expertise aus der Beratung von Unternehmensverkäufen und Beteiligungen hilft er Gründern dabei, gleich von Anfang alles für eine Finanzierung oder Exit passend aufzubauen und vorzubereiten.

    Weitere Informationen findest du auf der About Seite.

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